Karius-Rückkehr

Die Zahlen lügen nicht

Seit Jahren analysiere ich Torwartleistungen in der deutschen Zweiten Liga – nicht nur Paraden, sondern auch Schussqualität, erwartete Tore (xG) pro Spiel und Konsistenz. Bei Schalke letzte Saison? Eine Katastrophe.

62 Gegentore. Nicht nur schlechte Verteidigung – ein struktureller Zusammenbruch. Doch nun setzen sie auf Karius, um das zu reparieren. Wieder.

Warum Karius? Eine datenbasierte Bilanz

Ich schäme ihn nicht. Seine Fehler gegen Liverpool 2018 waren schwerwiegend – doch die Statistik zeigt: außerhalb dieser Momente lag sein xG-Save-Prozentsatz über der Liga-Durchschnittslinie.

Doch Kontext zählt: In der Saison ²⁰²³⁄₂₄ war er durch Verletzungen monatelang ausgefallen. Jetzt zurück – medizinisch freigegeben – aber kann er eine ganze Saison gesund und konstant bleiben? Das ist die echte Frage, die niemand stellt.

Das Backup-Problem, das keiner lösen will

Hiklun ist jetzt 24 – jung genug zum Wachsen… aber hat er sich bewährt? Letzte Saison: kaum.

Sein xG-Gegentor-Rate gehörte zu den schlechtesten in der 2. Bundesliga bei entscheidenden Spielen. Und doch wird er nicht entlassen – wegen Budgetknappheit.

Jetzt haben wir ein unbalanciertes Team: einen ehemals Spitzen-Torwart nach Verletzung als Nummer eins, unterstützt von einem Spieler, der gerade noch bestanden hat – alles unter Finanzdruck. Das ist kein Aufbau – das ist Überleben auf Hoffnung und Billigverträgen.

Das versteckte Risiko: Keine Tiefe = Keine Ausweichmöglichkeit

Hier kommt meine Datenanalyse ins Spiel: Wenn man keine echte Ersatzkraft hat, lastet Druck auf dem Stamm-Torhüter – was zu Burnout oder panischen Entscheidungen führen kann.

Soll Karius jedes Spiel spielen? Gut, wenn er gesund bleibt. Aber was passiert, wenn er wieder fällt? Oder im Laufe der Saison verletzt wird? Kein sicherer Ersatz bedeutet zwangsläufig Rückgriff auf junge Spieler oder Leihspieler wie Hoffmann – selbst wenn Brunsbüttel durch Play-off-Teilnahme überlebt. Selbst wenn Hoffmann als Notfall zur Verfügung steht… seine Bilanz inspiriert nicht wirklich Vertrauen. Es ist wie ein Haus mit nur einem Fundamentstein und hofft darauf, dass die Schwerkraft nie testet.

Ist das Datenanalyse… oder Emotion?

Objektiv betrachtet: Diese Entscheidung macht wenig Sinn aus statistischer Sicht. Man hätte Chancen gehabt, einen erfahrenen zweiten Keeper zu holen oder kostengünstigen ausländischen Talente mit besseren Defensivstatistiken als Hiklun einzukaufen. Aber nein – man bleibt beim Bekannten: einen Namen mit Kontroversen, einen anderen knapp über Durchschnitt, ein leeres Budget, eine ambitionierte Zielsetzung (Aufstieg), einen zusammenbrechenden System, anxiety verkleidet als Optimismus.